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Was ist Radioaktivität?
Der Begriff Radioaktivität findet seinen Ursprung im Jahr 1898 und wurde von Pierre und Marie Curie erstmals geprägt. Kurz zuvor entdeckte Henri Becquerel
das Phänomen und nannte es zunächst X- Strahlen. Im Wesentlichen unterscheiden wir drei Arten von Strahlung, welche alle die Eigenschaft besitzen,
Materie zu ionisieren. Das bedeutet z.B. für Luft, stark vereinfacht ausgedrückt, dass die elektrische Leitfähigkeit beeinflusst wird.
Praktisch kann also Luft von einem Nichtleiter zu einem Überträger von Strom werden, wenn diese unter dem Einfluss hoher radioaktiver Strahlung steht.
Diese Wechselwirkung wird bei vielen Messverfahren genutzt, um die unsichtbare Gefahr greifbar werden zu lassen.
Alpha-Strahlung
Der Alpha-Zerfall besteht aus einem Heliumkern. Dieser bewegt sich aus dem Nukleus mit einer Geschwindigkeit von etwa 15 000 km/s heraus.
Die Reichweite und Durchdringungsfähigkeit dieser Strahlung ist jedoch sehr gering. Ein Blatt Papier, die menschliche Haut oder wenige Zentimeter Luft
schirmen die Heliumkerne komplett ab. Eine Gefahr für den Menschen besteht durch den Einfluss von Alphastrahlung in erster Linie,
wenn das Material auf irgendeinem Weg in den Körper gelangt. Hier richtet sie, verglichen mit anderen Strahlungsarten, sehr großen Schaden an.
Beta-Strahlung
Die Beta-Strahlung ist ebenfalls eine Teilchenstrahlung und besteht aus Elektronen. Eigentlich sollte man meinen, dass diese aus den Schalen eines Atoms
frei werden - denn im Kern befinden sich keine Elektronen. Tatsächlich kommt es jedoch unter entsprechenden Voraussetzungen zur Kernumwandlung von Neutronen.
Folglich wandelt sich ein Neutron aus dem Kern in ein Proton und ein Elektron. Zum Beispiel: Cäsium 137 zerfällt zu Barium 137 unter Aussendung eines Elektrons
(Beta Minus Zerfall). Dabei ändert sich die Massenzahl nicht und die Anzahl der Protonen nimmt in der Reaktionsgleichung um 1 Proton zu.
Je nach Medium ist auch die Beta-Strahlung recht gut abschirmbar. In Luft kann diese je nach Energie bis zu einigen Metern weit reichen.
Wenige Millimeter Blech oder auch eine sehr dicke Pappe können die Elektronen jedoch nicht durchdringen.
Am Organismus kann die Beta-Strahlung große Schäden hervorrufen. Bei entsprechender Intensität führt sie unter anderem zu Hautverbrennungen.
Gamma-Strahlung
Die Gamma-Strahlung ist von völlig anderer Natur. Sie besteht nicht aus geladenen Teilchen, sondern aus Photonen. Sie gehören in das
elektromagnetische Spektrum - genau wie das Licht. Folglich ist hier die Wellenlänge entscheidend. Für unser Auge gut sichtbar ist z.B.
die Farbe Rot mit einer Wellenlänge von 680 nm. Die Farbe Violett (430 nm) hingegen ist bereits kurzwelliger und gerade noch für uns Menschen sichtbar.
Gamma-Strahlung ist noch wesentlich kurzwelliger und ordnet sich bei einer Wellenlänge von kleiner als 0,005 nm ein. Daraus resultiert die eigentliche Energie
und das damit verbundene Durchdringungsvermögen der Quanten. Je kleiner die Wellenlänge bzw. je grösser die Frequenz der Strahlung ist, desto grösser ist ihre Energie.
In ihrer Entstehung tritt die Gamma-Strahlung meist als Folge eines Alpha- oder Beta-Zerfalls auf. Der Atomkern gibt noch vorhandene, überschüssige Energie
in Form eines oder mehrerer Gammaquanten ab und geht dabei in ein niedrigeres Energieniveau über. Somit ändert sich weder die Kernladungszahl noch die Massenzahl
eines Kerns. In der Praxis ist Gamma-Strahlung nur sehr schwer abzuschirmen. In Frage kommen Materialien hoher Dichte wie z.B. Blei. Röntgenstrahlung,
die im Prinzip zur Gamma-Strahlung zählt, ist verglichen mit dieser noch relativ langwellig und kann mit wenigen Millimetern Blei bereits recht gut geschirmt werden.
Cobalt 60 oder Kalium 40 geben hingegen eine sehr kurzwellige und damit extrem energiereiche Gamma-Strahlung ab. Mehr als 1 cm dickes Blei wäre erforderlich,
um diese Gamma-Strahlung um die Hälfte zu schwächen.
Leider besitzen wir Menschen keinen Sinn, der uns auf radioaktive Strahlung hinweist. Dabei sind wir jede Sekunde unseres Lebens dieser Strahlung ausgesetzt.
Natürliche radioaktive Elemente aus dem Erdboden und die kosmische Strahlung begleiten uns ständig. In Deutschland liegt dieser Wert im Mittel bei etwa 2 mSV pro Jahr.
Dabei kann sich die natürliche Hintergrund-strahlung zwischen Berlin und München um das Dreifache unterscheiden.
Die Bevölkerung in Deutschland darf nach aktueller Strahlenschutzverordnung lediglich 1 mSV pro Jahr zusätzlich zur natürlichen Strahlenexposition erhalten.
Dies klingt relativ viel ist allerdings bezogen auf die Dauer eher wenig. Als Beispiel kann man nennen, dass außerhalb von kerntechnischen Anlagen,
direkt vor deren Toren, lediglich eine zusätzliche Strahlenexposition von ungefähr 120 nSV/h herrschen darf. Es wird davon ausgegangen,
dass sich eine Person dort 8700 h im Jahr aufhalten könnte und in diesem Zeitraum 1 mSV zusätzlich zur normalen Exposition nicht überschritten wird.
In Deutschland jedoch geben alle kerntechnischen Anlagen freiwillig im Normalbetrieb eine so geringe Strahlung ab, dass diese praktisch nicht mehr messbar ist.
Ausnahmen für die Bevölkerung gibt es für den Fall der Rechtfertigung einer zusätzlichen Strahlenexposition.
Medizinische Anwendungen in Form von Diagnostik oder Therapie (z.B. Röntgen, CT, Tumorbestrahlung) erlauben und erfordern eine weitaus höhere Dosis für den Patienten.
Auch nimmt beispielsweise die Sonne einen großen Einfluss auf die Strahlenexposition. Ist diese gerade sehr aktiv, in Form einer Sonneneruption,
wird die Erde mit geladenen Teilchen bombardiert. Glücklicherweise schützt uns das Erdmagnetfeld zuverlässig. Einzig wenige Gamma- und Röntgen-strahlen
gelangen bis zur Erdoberfläche und werden kosmische Strahlung genannt. Deutlich wird der Effekt in einem Flugzeug - hier kann sich die Strahlenexposition
um das Hundertfache erhöhen. Das ist auch ein Grund, weshalb schwangere Frauen von regelmäßigen Langstreckenflügen absehen sollten.
Weiterhin spielt das natürliche radioaktive Edelgas Radon eine tragende Rolle und wird von der WHO neben der Zigarette zum Hauptverursacher von Lungenkrebs gezählt.
Radioaktivität ist unser ständiger Begleiter, aber ohne sie wäre kein Leben auf der Erde möglich. Sie kann für Lebewesen sehr gefährlich sein,
ist aber auch gleichzeitig der Schlüssel allen Seins. Die Dosis macht das Gift - und unterscheidet wie so oft ob Fluch oder Segen.
Soweit die Theorie,
leider sind wir Menschen unter Umständen höchst sonderbare Wesen und wollen unserem Gegenüber gelegentlich nichts Gutes.
Die oft so hochgelobte Intelligenz macht unsere Spezies leider auch dazu fähig, eigene Zivilisationen auszulöschen.
Die Vergangenheit hat auch gezeigt, dass wir aktuell nicht in der Lage sind, die größte Kraft im Universum, sprich die Kernkraft, wirklich zu beherrschen.
Interessant ist, dass es in Deutschland wohl kaum jemanden gibt, der nicht die Temperatur überprüft. Dabei besitzen wir hierfür feinste Sinne.
Ist es also nicht eine wesentliche Frage, warum wir die Radioaktivität nicht überwachen? Hierfür haben wir keine Sinne!
Das mag alles absurd klingen und vielleicht auch weit hergeholt. Aber hätte jemand vor dem 11 September 2001 gesagt,
dass zwei Flugzeuge in das World Trade Center stürzen würden? Wer hätte das für möglich gehalten?
Wer hätte daran geglaubt, dass in Japan eine 23 m hohe Flutwelle die Reaktoren in die Kernschmelze führt?
Quelle: Marcel Gerber, 4N-GX
Land
Anzahl
Kernkraftwerke weltweit 2015
Argentinien
Armenien
Belgien
Brasilien
Bulgarien
China
Deutschland
Finnland
Frankreich
Großbritannien
Indien
Iran
Japan
Kanada
Korea (Republik)
Mexiko
Niederlande
Pakistan
Rumänien
Russland
Schweden
Schweiz
Slowakische Republik
Slowenien
Spanien
Südafrika
Taiwan
Tschechische Republik
Ukraine
Ungarn
USA
Gesamt
Nach Angaben der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) sind 450 Reaktoren mit einer installierten elektrischen Gesamtnettoleistung von rund 391 Gigawatt (GWe) in Betrieb,
um elektrischen Strom zu erzeugen (Informationsstand: 30. November 2016). 60 Reaktoren befinden sich im Bau. Mindestens 155 Reaktorblöcke mit einer installierten Gesamtleistung
von 37.794 MW wurden bis 2013 aus verschiedenen Gründen außer Betrieb genommen.
Die Liste gibt, aufgeteilt nach einzelnen Ländern, Informationen über die Anzahl der Kernkraftwerks.
Wachstum der Erzeugungskapazität
Nachdem die ersten zivilen Kernkraftwerke bereits in den 1950er Jahren in Betrieb gegangen waren und in den 1960er Jahren weitere Kraftwerksblöcke errichtet wurden,
nahm die zivile Kernenergienutzung insbesondere zwischen 1970 und 1990 einen rapiden Aufschwung. Betrug die weltweite Stromerzeugungskapazität aus Kernenergie 1970 rund 16 GW,
so stieg diese in den nächsten zwei Jahrzehnten bis 1990 auf 328 GW[4]. Danach verlief die Entwicklung deutlich langsamer. 2005 betrug die installierte Leistung 369 GW, 2011 waren es 366 GW.
Derzeit befinden sich offiziell 65 Kernkraftwerke im Bau, bei vielen dieser Reaktoren ist die Fertigstellung jedoch fraglich. So befinden sich 11 dieser 65 Reaktorblöcke bereits seit den 1980er
Jahren im Bau.[5] 29 Anlagen wurden in China begonnen, nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima wurden diese Pläne jedoch vorerst zurückgestellt und die Baugenehmigungen für eine Überprüfung
des Atomprogramms ausgesetzt.
Quelle: Liste der Kernkraftwerke
Dosis
Gesundheitliche Risiken
0,01 mSv pro Jahr
Rechnerisch ermittelte Größenordnung der jährlichen Höchstdosis der Bevölkerung in Deutschland durch Kernkraftwerke im Normalbetrieb (Diese Berechnungen gehen von konservativen Annahmen unter anderem des Aufenthaltsortes und der Ernährung aus, so dass die tatsächlichen Expositionswerte darunter liegen.)
0,01 - 0,03 mSv
Dosis bei einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Thorax)
bis zu 0,1 mSv
Dosis durch Höhenstrahlung bei einem Flug von München nach Japan
1 mSv pro Jahr
Grenzwert (maximal zulässige Dosis) für die jährliche Strahlenexposition einer Person der Normalbevölkerung aus Tätigkeiten nach § 2 der Strahlenschutzverordnung, unter anderem dem Betrieb kerntechnischer Anlagen in Deutschland
2 mSv pro Jahr
Durchschnittliche jährliche Dosis einer Person in Deutschland aus künstlichen Quellen, vornehmlich Medizin (Wert für 2012: etwa 1,9 mSv)
2 mSv in 50 Jahren
Gesamte Dosis für eine Person im Voralpengebiet auf Grund des Reaktorunfalls von Tschernobyl für den Zeitraum 1986-2036
2-3 mSv pro Jahr
Durchschnittliche jährliche Strahlenexposition der Bevölkerung in Deutschland aus natürlichen Quellen
10-20 mSv
Dosisbereich für eine Ganzkörper-Computertomographie eines Erwachsenen
20 mSv pro Jahr
Grenzwert (maximal zulässige Dosis) der jährlichen Strahlenexposition für beruflich strahlenexponierte Personen in Deutschland
100 mSv*
Unterer Schätzwert der Schwellendosis für Schädigungen des Ungeborenen
100 mSv
Bei dieser Dosis treten in einer Bevölkerungsgruppe etwa 1% zusätzliche Krebs- und Leukämiefälle auf
250 mSv
Richtwert für eine Person beim Einsatz lebensrettender Maßnahmen oder zur Vermeidung großer Katastrophen in Deutschland
400 mSv
Grenzwert (maximal zulässige Dosis) für die Berufslebensdosis bei beruflich strahlenexponierten Personen in Deutschland
500 mSv**
Bei akuter Exposition treten ab dieser Schwellendosis Hautrötungen auf
1000 mSv**
Bei akuter Exposition treten ab dieser Schwellendosis akute Strahleneffekte auf (zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen)
1000 mSv
Bei dieser Dosis treten in einer Bevölkerungsgruppe etwa 10 Prozent zusätzliche Krebs- und Leukämiefälle auf
3000 – 4000 mSv*
Ohne medizinische Eingreifen sterben bei dieser Dosis 50 Prozent der exponierten Personen nach 3-6 Wochen, wenn es sich um eine in kurzer Zeit erfahrene Strahlenbelastung handelte (LD50)
> 8.000 mSv
Ohne entsprechende medizinische Behandlung bestehen nur geringe Überlebenschancen, wenn es sich um eine in kurzer Zeit erfahrene Strahlenbelastung handelte
* Effektive Dosis bzw. Organdosis
** Um die Vergleichbarkeit mit den ansonsten in Sievert (Sv) angegebenen Messwerten zu ermöglichen, ist der Wert hier ebenfalls in Sievert angegeben; wissenschaftlich präziser wäre die Angabe in Gray (Gy).
Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
Als Mensch sind wir auf der Erde immer einer natürlichen radioaktiven Strahlung ausgesetzt. Diese Strahlung,
deren Ursprung z.B. in der „kosmischen Strahlung“ liegt, ist so gering, dass sie keine erhöhte Gefahr für
unsere Gesundheit darstellt. Eine erhöhte radioaktive Strahlung, wie sie z.B. bei einem Austritt aus einem
Atomreaktor auftreten und sich über Luft, Wasser und Lebensmittel verbreiten kann, ist hingegen in vielerlei
Hinsicht gesundheitsschädlich.
Die besondere Gefahr der radioaktiven Strahlung liegt darin, dass diese vom Menschen nicht wahrgenommen wird,
da sie geruchs- und geschmacklos, nicht hörbar und auch unsichtbar ist und auch nicht ertastet werden kann.
Radioaktive Strahlung wird nach Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlung unterschieden und entsteht beim Zerfall
von nicht stabilen Atomkernen. Hierbei werden Teilchen oder Energie emittiert http://de.wikipedia.org/wiki/Radioaktivität. Die Strahlungsbelastung pro Jahr wird in Sievert (SV) gemessen.
Die in den menschlichen Körper gelange Zerfallsrate eines radioaktiven Strahlers hingegen wird in Becquerel gemessen.
Die Beziehung dieser Einheiten zueinander beschreibt der Dosiskonversionsfaktor http://de.wikipedia.org/wiki/Dosiskonversionsfaktor.
Wobei die Alpha-Strahlung nur eine geringe Reichweite aufweist und schon durch einfaches Papier abzuschirmen ist
und die Beta-Strahlen nur einige Meter weit reicht (Hard-Beta-Strahlung noch weiter) und noch durch z.B. Holz
und Beton abgeschirmt werden kann, hat die Gamma-Strahlung eine sehr hohe Durchdringlichkeit und Reichweite.
Zur Abschirmung der Gamma-Strahlung wird in Reaktoren Bleiummantelungen in Meterstärke verwendet.
Aufgrund ihrer Eigenschaften ist die Gammastrahlung die gefährlichste der drei Varianten.
Eine weitere Unterteilung der Strahlung erfolgt nach ihrem Ursprung:
Umweltstrahlung kosmische Strahlung und natürliche Strahlung
Industriestrahlung Reaktoren/Atom-Industrie, Teilchen Beschleuniger
Medizinstrahlung Röntgen-Apparate, medizinische Präparate
Die Strahlungsstärke wird in der Einheit Sievert (Sv) gemessen.
In Deutschland beträgt die "natürliche" Strahlung ca. 60 bis 120 nSv/h.
Aktuelle Werte werden stetig über ein Radioaktivitätsmessnetz des Bundesamtes für Strahlenschutz ermittelt und
stehen im Internet zur Verfügung: http://odlinfo.bfs.de/